Mein erstes Mal ... in der Bechtler Stiftung in Uster
- Simone Liedtke
- 28. Juni 2023
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 28. Juni 2023
BEITRAG IN KULTURZÜRI

Die im Mai 2022 eröffnete Bechtler Stiftung liegt inmitten des Areals Zellweger Park. Sie ist einerseits ein Raumkunstwerk und andererseits Kunst im freien Raum.
Es herrschen schwüle Sommertemperaturen, als ich die Bechtler Stiftung besuche, ein Gewitter kündigt sich an, das Licht wechselt mit dem Vorbeiziehen der Wolken, Unruhe liegt in der Luft. Das Hauptgebäude ist ein flacher, langgezogener Beton-Bau, graues Metall und etwas Glas, umgeben von Wohnhäusern, davor ein grosser Parkplatz. Ich betrete den Eingangsbereich des von aussen eher kühl wirkenden Gebäudes durch die grosse, offenstehende Türe und befinde mich in einem hellen, warmen Raum. Im Ausstellungsraum links wird die Ausstellung «Ein ruheloses Universum» von Peter Fischli und David Weiss gezeigt.

Das Herzstück der Bechtler-Stiftung beschreibt jedoch die weltweit grösste Bodenskulptur «The 2000 Sculpture» von Walter de Maria. Die Skulptur besteht aus 2000 weissen Gipsobjekten von gleicher Grösse, jedoch in verschiedenen Kanten-Variationen. Sie sind auf einer Fläche von 500 m2 in Reihen und in einem klaren Rhythmus angeordnet. Für diese 2000 Skulpturen wurde extra ein Kunstraum nach den Vorstellungen des Künstlers geschaffen, so dass das Werk trotz seiner Grösse als Einheit wahrgenommen wird. Wichtige Bestandteile des Kunstwerks sind der Lichteinfall durch die grossen Oberlichter – weshalb die Skulptur nur bei Tageslicht gezeigt werden darf – und der Einbezug der grünen und unstrukturierten Natur durch ein Schaufenster nach draussen als Kontrast zur monochromen Ordnung im Raum. Beim Abschreiten des Werkes wechseln meine Assoziationen je nach der Dramaturgie des Lichteinfalls und der Perspektive von sakraler Ergriffenheit, Science Fiction, Totenkult bis zu mathematischer Weltordnung.

Nach der Ruhe dieser Kunst- und Raumerfahrung mache ich mich auf den Weg in den Park, um die verstreuten Kunstwerke von Pipilotti Rist, Sol Lewitt, Victor Vasarely und anderen bedeutenden Künstler:innen zu finden. Das Gewitter hält sich zurück und lässt mich den Spaziergang durch das Areal Zeller Park mit seinen Weiherlandschaften und der avantgardistischen Architektur aus vollen Zügen geniessen. Es gibt viel zu entdecken. Die Skulpturen sind mal verstect, mal prominent ausgestellt und immer überraschend. So auch die Videoinstallation «I Couldn’t Agree With You More» von Pipilotti Rist in einem Velohäuschen mitten im Wohnquartier, umgeben von spielenden Kindern und Gemüsebeeten. Doch findet man die versteckte Türe und gibt den geheimen Code ein, öffnet sich der Eingang zu einem kleinen dunklen Raum und sogleich spielt die Videoinstallation ab. Auch dieses Kunst- und Raumerlebnis entführt mich für zehn Minuten aus dem Alltagsleben in eine ruhige, stille Welt.

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